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Freitag, 02.12.2022

Heute ist Vorlesezeit. Machen Sie es sich mit ihren Kindern gemütlich und los geht's:

Der kleine Stern

Vor langer, langer Zeit lebte einmal ein kleiner Stern. Er war so winzig, dass die Leute auf der Erde ihn nur dann sahen, wenn der Himmel ganz klar war und die großen Sterne prächtig leuchteten. Dann wurde es auch um ihn etwas heller. Von allen, die auf der Erde wohnten, ahnte niemand, mit welcher Verzweiflung der kleine Stern kämpfte.

So sehr er sich auch putzte, wie groß auch seine Mühe war – er leuchtete immer nur ein wenig. Manches Mal blinzelte er zu den großen Sternen hinüber, um herauszufinden, warum sie so hell leuchteten. Sie hatten sogar die Kraft, die Erde zu erhellen. Ach, könnte er doch auch so strahlen! Er fand keine Antwort auf seine Fragen, und so wurde er immer trauriger. Manchmal, wenn keiner es sah, weinte er auch ein wenig.

So traf ihn die Sonne auf ihrem täglichen Weg. Mit ein paar besonders warmen Strahlen trocknete sie seine Tränen ab und sagte: „Kleiner Stern, freu dich doch, dass du da bist!“. „Aber ich bin so klein und leuchte nur so wenig.“ antwortete der Stern. Die Sonne hatte keine Zeit für lange Gespräche. Sie zog weiter, weil noch viele auf ihre Wärme warteten. So blieb der kleine Stern allein zurück. Als die Nacht kam, fing er wieder an, sich zu putzen. So verging die Zeit. Eines Tages bekam er Besuch von zwei Bewohnern eines anderen Sterns. Sie waren auf dem Weg zu ihrem Planeten und fragten höflich an, ob sie die Nacht bei ihm verbringen dürften. Der kleine Stern freute sich sehr. Vielleicht würden sie ein wenig mit ihm reden. Die beiden waren jedoch viel zu müde, um sich zu unterhalten, und gingen bald ins Bett. Ausgeruht und fröhlich setzten sie am nächsten Morgen ihre Heimreise fort. Wieder war der kleine Stern allein und traurig. So fand ihn der Mond auf seiner nächtlichen Reise. Er fragte ihn: „Warum bist so traurig kleiner Stern?“

Erschrocken blickte der Stern zur Seite. Doch der Mond schaute ihn so freundlich an, dass er beschloss, seinen Kummer zu erzählen. Er sprach von seinen Sorgen, seinen quälenden Gedanken und seinen heimlichen Wünschen. Während der ganzen Zeit hatte ihn der Mond nicht ein einziges Mal unterbrochen. Und auch jetzt – der kleine Stern schwieg schon lange – zeigte der Mond keine Reaktion. Es schien, als lauschte er auch dem Schweigen. Dann endlich begann er zu reden: „Sieh mal, kleiner Stern, bei uns am Himmel ist es wie bei den Menschen auf der Erde – auch sie leuchten alle verschieden. Manche siehst du schon von Weitem, doch wenn du selbst neben ihnen stehst, wird dir plötzlich kalt. Und dann gibt es welche, da musst du schon genau hinsehen, damit du nicht an ihnen vorübergehst. Wieder andere leuchten auf ganz sonderbare Art und Weise: Es ist nicht das Licht, sondern die Wärme, die leuchtet… Und so verschieden sie auch sind, eines haben sie alle gemeinsam – sie brauchen einander! Der große Mensch den kleinen, der Kühle den, der Wärme gibt… Unser Sternenhimmel wäre nicht vollkommen, wenn es dich nicht gäbe.“

Plötzlich verstand der kleine Stern. Entschlossen wischte er sich die Tränen ab, reckte sich und fühlte sich auf einmal unendlich wichtig. Und er strahlte. Es wurde zwar noch nicht heller als vorher, aber was machte das schon. Der kleine Stern war glücklich.

entnommen aus: Hoffsümmer, Willi (Hrsg.): "Die 100 schönsten Weihnachtsgeschichten zum Vorlesen in Familie, Kindergarten, Schule und Gemeinde" (Verlag Herder)

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